In Königstein funktioniert die Integration
Königstein:
Der zweite „Abend der Begegnung“ in Königstein mit den Flüchtlingen und dem Arbeitskreis Asyl, sowie der interessierten Bevölkerung, sorgte für einen nahezu gefüllten Saal. Es gab interessante Gespräche mit den Flüchtlingen, die über Ihre Heimat, die Flucht und über ihre jetzige Situation berichten konnten. Zum Schluss gab es eine würzige Kartoffel und Gemüsesuppe.
Eingeladen zu diesem zweiten“ Abend der Begegnung“ hatte der Arbeitskreis Asyl aus Königstein, welcher vor eineinhalb Jahren ins Leben gerufen wurde. Zu Beginn begrüßte der evangelische Pfarrer Konrad Schornbaum die anwesenden Gäste, unter anderem den 2. Bgm. Klaus Hafner, sowie Nanette Lorenz vom Verein „Wir helfen Dir“.
Der Abend galt jedoch den Flüchtlingen. Sie selber sollten berichten wo Sie herkamen, wie Sie Ihre Flucht erlebt haben und wie es ihnen heute ergeht, was Sie momentan machen und wie sie Ihre Zukunft sehen. Den Anfang machte Alrai Ghaith. Er schilderte eindrucksvoll seine Situation in seinem Heimatland Syrien. Dort, wo er einst flüchtete, stehe kein Stein mehr auf dem anderen. Ein Leben sei dort nicht mehr möglich, deshalb habe sich die ganze Region auf die Flucht begeben. Zunächst ins benachbarte Ausland nach Jordanien bzw. in die Türkei, von wo aus dann die Reise über das Mittelmeer nach Griechenland bis nach Deutschland begann. Die Ursachen für die weltweite Flüchtlingswelle zu erläutern würde viele Stunden beanspruchen, so Ghaith und die Gründe hierfür seien oft sehr unterschiedlich.
Bei dem einen seien es kriegerische Konflikte, beim nächsten wirtschaftliche und beim übernächsten klimatische, religiöse oder andere existentielle Begründungen und Bedingungen. Obwohl die Ursachen so unterschiedlich sind, stehen im Vordergrund all dieser Fluchtüberlegungen , ein Leben in Frieden und Freiheit, sowie eine Zukunftsperspektive.
Ghaith hat hier in Deutschland die deutsche Sprache und Schrift gelernt und kann sich inzwischen problemlos verständigen und ist inzwischen nach Regensburg gezogen, wo er sich auf sein in der Heimat begonnenes Psychologiestudium vorbereitet. Auch Parhan, der als zweiter Redner dran war, erging es ähnlich auf seiner Flucht. Er sei nun glücklich darüber, wieder eine Perspektive zu haben. Nachdem er seinen Deutschkurs erfolgreich absolvierte, mache er nunmehr eine Ausbildung als Drucker in einem Betrieb in Ursensollen. Auch wenn er an den Berufsschultagen schon um vier Uhr das Haus verlassen müsse, um seine Berufsschule in Regensburg zu erreichen, ändere das nichts an seiner Überzeugung, dass dies der richtige Beruf für Ihn sei.
Auf die Frage von Pfarrer Schornbaum, welche Sprache schwieriger zu lernen sei, Deutsch oder Syrisch, antwortete Parhan „… natürlich Deutsch, aber am schwierigsten sei für Ihn „Bayrisch“. Er erntete daraufhin einen kräftigen Applaus vom Publikum. Auch Ali, als dritter Redner berichtete, über ähnliche Fluchterfahrungen und konnte in Deutschland Fuß fassen und arbeitet inzwischen als Dachdecker in einem Kalchsreuther Zimmereibetrieb. Da er momentan noch keinen Führerschein besitzt, fahre er täglich mit dem Fahrrad von Königstein nach Kalchsreuth, hin- und zurück. Bei schlechtem Wetter kümmere er sich um eine Mitfahrgelegenheit, deshalb suche er momentan auch nach einer kleinen Wohnung in Kürmreuth oder Kalchsreuth. Ihm mache die Arbeit sehr viel Spaß und er sei glücklich, langsam wieder auf den eigenen Füßen stehen zu können.
Auch die drei jungen Eritreer stellten sich kurz vor, gaben aber zu erkennen, dass Sie derzeit noch Deutsch lernen und sich deshalb noch schwertun, sich zu verständigen.
Zum Abschluss stellte Nanette Lorenz ihren neu gegründeten Verein „ Wir helfen Dir“ vor, der sich hauptsächlich mit den Bedürfnissen und Sorgen der Flüchtlinge beschäftigt. Das Hauptbetätigungsfeld sind derzeit Übersetzungsarbeiten, sowie Fragen zu Behördenangelegenheiten im Jobcenter oder auch bei der Caritas und andere begleitende Tätigkeiten, mit denen sich die Flüchtlinge konfrontiert sehen. Dadurch können sich Flüchtlinge aus erster Hand Rat holen, damit Integration schneller und leichter von statten geht als bislang. Nanette Lorenz als 1. Vorsitzende sowie Alrei Ghaith und 17 weitere Ehrenamtliche, kümmern sich derzeit um diese Anliegen und würden sich über jegliche Unterstützung, gleich welcher Art, sehr freuen.
Pfarrer Konrad Schornbaum bedankte sich bei allen Anwesenden zum Schluss für das zahlreiche Erscheinen und freute sich, dass die Integration der Flüchtlinge eine sichtlich erfolgreiche Gestalt annehme. Das zeige nicht zuletzt, dass diejenigen, die inzwischen auswärts arbeiten bzw. wohnen, auch heute Abend wieder nach Königstein in Ihre „Heimat“ gekommen sind.
Konrad Schornbaum bat die Gäste noch ein wenig zu bleiben, um mit den Flüchtlingen noch ins Gespräch zu kommen und um die vorbereiteten Speisen und Getränke genießen zu können.