"Mit diesem Ansturm hatten wir nicht gerechnet", erklärte 2. Bürgermeister Klaus Hafner. Der Markt und die evangelische und katholische Kirchengemeinde hatten zu einem Begegnungsabend mit den Flüchtlingen ins evangelische Gemeindehaus eingeladen.
(wku) Dieses platzte aus allen Nähten, weil niemand mit über 120 interessierten Gemeindegliedern gerechnet hatte. Pfarrer Konrad Schornbaum erklärte, dass 35 Asylbewerber seit über einem halben Jahr in der Marktgemeinde wohnen: 20 Männer, eine kurdische und eine syrische Familie. Die meisten seien Syrer, es gäbe aber auch Kurden und Iraker. Diese wollten sich mit diesem Abend für die herzliche Aufnahme in Königstein bedanken.
Schrecken des Krieges
Hafner forderte sie auf, sich vorzustellen. 18 bis 35 Jahre alt waren die jungen Männer, die kurdische Familie aus Irak-Kurdistan hat vier Kinder, die syrische zwei kleine Söhne. "Es sind alles ganz normale Menschen", so Hafner, "die vor dem Schrecken des Krieges flohen."
Klaus Hafner zeigte wunderschöne Bilder von Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens vor dem Krieg. 75 Prozent der Stadt seien mittlerweile zerstört, was Hafner an den aktuellen erschütternden Bildern deutlich machte. Obwohl sich die Bevölkerung Aleppos aus 15 Prozent Christen und 73 Prozent Muslimen zusammensetzte, gab es keine Probleme zwischen den Religionen. Mittlerweile sei die Hälfte der Einwohner geflohen, aus ganz Syrien suchen vier Millionen im Ausland Asyl. "Migration funktioniert nur, wenn wir bereit sind, die Menschen aufzunehmen", erklärte er.
Hafner betonte, dass im deutschen Grundgesetz festgeschrieben sei, dass politisch Verfolgten Asyl gewährt werden muss. In Deutschland kämen auf 1000 Bewohner sechs Asylbewerber. Im Vergleich zu anderen Ländern sei das nicht viel. Mittlerweile könnten sich die Flüchtlinge schon gut auf Deutsch verständigen. Alle hatten eine schwierige und gefährliche Reise hinter sich und hoffen jetzt, hier in Deutschland Fuß fassen zu können.
Der Student Alrai erklärte bewegt: "Ich danke Deutschland von Herzen, dass ihr mich willkommen geheißen und aufgenommen habt."
Anschließend übergab Klaus Hafner Geschenke an die Asylsuchenden. Ein Asylbewerber ist ein begnadeter Musiker und trug einige selbst komponierte Stücke vor. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sabine Guttenberger forderte die Flüchtlingen auf, auf die Vereine und Kirchen zuzugehen und ihre Anliegen vorzubringen.
Arbeitskreis bilden
In Kürze, so Pfarrer Schornbaum, soll ein Arbeitskreis gebildet werden, um konkrete Maßnahmen anzugehen. Interessierte sollten sich im Rathaus melden. Ferner werden für die Flüchtlingskinder noch ein paar Fahrräder gesucht. Die Asylbewerber hatten ein Büfett mit Speisen aus ihrer Heimat vorbereitet. Die Gäste probierten gerne und ließen es sich schmecken.